PILLEN

/ Recherche zwischen Rettung und Rausch

2016 Dez

Tabletten verändern Leben. Zwischen Selbstbestimmung und Kontrollverlust schlucken Millionen Kranke wie Gesunde regelmäßig die kleinen Alltagshelfer im Taschenformat. Es gibt sie für oder gegen fast alles – glauben wir.

In einer dreimonatigen Interviewphase sprachen die Rechercheure von lunatiks mit Menschen, deren Leben von Tabletteneinnahmen geprägt ist. Über die Verknüpfung dieser individuellen Erfahrungen setzt sich in der Inszenierung eine Kulturgeschichte der Pille zusammen, die faktische Aspekte der Pharmazie mit dem sinnlichen und subjektiven Erleben verbindet.

Wo ist die Tablette Teil eines illusionären Teufelskreises, wo rettet sie tatsächlich Leben? Von Psychopharmaka und Ritalin über die Antibabypille bis hin zu Schmerzmitteln oder Ecstasy: Pillen sind Teil unseres funktionalen Lebens, das wir im Griff haben wollen und müssen. Zum schwer zu trennenden Komplex gehören medizinische Notwendigkeit, ersehnte Leistungssteigerung oder auch gewünschte Emotionsmodifizierung, begleitet vom Fluch der Sucht und dem Segen der Placebos. Pillen erfüllen ihren Zweck, haben aber fast immer Nebenwirkungen.

Aus Geschichten und Fakten nährt sich in der Inszenierung von lunatiks eine Wirkungsgeschichte der Pillen, jener magischen wie heimlichen Wundermittel des Industriezeitalters. Dabei geht es genauso um medizinische Wirkungen und Versprechungen wie um Sehnsüchte und Wünsche in kleinen Dosen.


Performance Grégoire Gros / Elisabeth Hofmann / Juliane Kissner / Christine Rollar Recherche lunatiks Regie/Text Janette Mickan Regie/Choreografie Christina Flick Lichtdesign Jan Fedinger Ausstattung Eike Böttcher Dramaturgie Michael Müller Presse björn & björn Produktionsleitung ehrliche arbeit – freies Kulturbüro Assistenz Julika Bickel Produktion lunatiks Koproduktion Netzwerk Freier Theater NFT (Theaterdiscounter Berlin / Lichthof Theater Hamburg / Theater Rampe Stuttgart / Pathos Theater München / Junges Theater Göttingen / Freies Werkstatttheater Köln) Gefördert durch den Regierenden Bürgermeister von Berlin, Senatskanzlei – Kulturelle Angelegenheiten / Fonds Darstellende Künste

lunatiks ist ein Berliner Kollektiv, das Theaterprojekte, Performances und Installationen entwickelt, die sich als Forschungsarbeiten mit den Mitteln des Theaters verstehen. Es setzt sich mit historischen Ereignissen, Schauplätzen und Biographien oder mit aktuellen gesellschaftlichen Phänomenen auseinander. Ausgangspunkt für die entstehenden Theaterformate sind stets umfangreiche Recherchen und Gespräche mit Beteiligten oder Experten. Am TD zeigte lunatiks zuletzt AUTOMATEN über das Phänomen Glücksspiel und HANS! Start up – Slow down über den Aufbruch in neue Arbeitswelten. In 2017 ist die Produktion Delegation X am TD geplant.

Kartenpreise € 13,- / ermäßigt € 8,-