PROUST 3 / 267 - 435

/ Auf der Suche nach der verlorenen Zeit

2018 Okt

Um 1900 nimmt Marcel Proust in seinem Jahrhundertwerk Auf der Suche nach der verlorenen Zeit den Vorgang sozialer Vernichtung durch Sprache hellsichtig unter die Lupe. Mit subtiler Komik, bisweilen offenem Zynismus beschreibt er den Kampf ums Überleben im sozialen Raum.

Proust kannte sich aus, was Schmähungen und Ächtung angeht: als Bürger, der erfolglos um die Anerkennung in Adelskreisen kämpfte, als unbeachteter Essayist im Kulturmilieu, als Schwuler, als Jude. Das Team um den Regisseur, Autor und Musiker Christian Fries bringt die historischen Betrachtungen auf die Bühne, auch um den Blick für die realen sozialen Überwerfungen unserer Gegenwart zu schulen. Aus dem über 4.000 Seiten umfassenden Roman haben sie die rücksichtslosen Gesprächsprotokolle aus den Pariser Salons um 1890 (Band 3 "Guermantes") aber auch Prousts für die damalige Zeit überraschend offene Reflexion schwuler Lebensformen (im Band 4 „Sodom und Gomorrha“) zum Gegenstand eines experimentellen Theaterabends gemacht.

In einer untergehenden Gesellschaftsform kämpft jeder um sein soziales Überleben. Damals wie heute? Prousts Jahrhundertwerk: Gesellschaftsporträt, manischer Alptraum, literarischer Comic.

Das vierköpfige Ensemble… zieht über jeden her, der gerade nicht in Hörweite ist. Die Herren üben sich in nationaler Gesinnung, während die Damen sich durch die Hautevolee lästern. Chorisches Sprechen, sich verselbstständigende Gliedmaßen… sorgen für Komik und machen den ironischen Ton der literarischen Vorlage für das Publikum sinnlich erlebbar… eine ebenso gelungene wie kurzweilige Milieustudie.
Westfälische Nachrichten Münster


Mit Astrid Kohlhoff / Verena Noll / Stefan Ebeling / David Fischer Regie/Textfassung / Musik Christian Fries Bühne/Kostüme/Live-Kamera Silvio Beck Produktion neubau und AGGREGATE Kooperation TheaterschaffT Leipzig / LOFFT Leipzig Gefördert durch Kulturamt der Stadt Münster / NRW Landesbüro Freie Darstellende Künste / Kulturstiftung des Freistaates Sachsen / Stadt Leipzig.

Christian Fries ist Leiter der Formation neubau Münster und arbeitet auch als Schauspieler, Regisseur, Autor und Musiker. 2002 Förderpreis beim Festival Theaterzwang für Kafkas Der Bau. 2010 Einladung zum Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb. Von 2005 bis 2011 war Fries festes Ensemblemitglied des Stadttheaters Gießen. www.christianfries.info


Kartenpreise € 15,- / ermäßigt € 9,-